Fundstück der Woche: Siegel und Unterschrift des Fürstbischof Heinrich V. von Knöringen

Begibt man sich heute auf die Ziegelstraße in Richtung des Krankenhauses, so wird man auf der Höhe desselben die Heinrich-von-Knöringen-Straße finden, die die Ziegelstraße mit der Paul-Zenetti-Straße verbindet. Sie ist weit weg vom Inneren der Stadt, die jenem Fürstbischof Heinrich von Knöringen ihr heutiges Aussehen und ihre Form zu verdanken hat.

Wie prominent liegt die Kardinal-von-Waldburg-Straße! Natürlich hatte und hat die Stadt auch ihm viel zu verdanken, war Otto Truchseß von Waldburg-Trauchburg doch der Begründer der Universität Dillingen.

Eine Universität benötigt jedoch auch eine solide Finanzierung und für die sorgte Bischof Heinrich V. von Knöringen. Die Familie, ein altes Ministerialengeschlecht aus der Burgauer Gegend, diente über Jahrhunderte den Bischöfen von Augsburg. Mit 28 Jahren wurde Heinrich, ein promovierter Jurist, im Jahre 1599 zum Bischof von Augsburg gewählt. Als Reichsfürst herrschte er auch über den Hochstift Augsburg fast 48 Jahre, so lange wie kein anderer Bischof.

Aus urheberrechtlichen Gründen können wir die Porträts Heinrichs nicht direkt zeigen. Die folgenden links  zeigen Heinrich als frisch gewählten Bischof, hier im Alter von gut 50 Jahren, zuletzt noch ein Altersporträt mit UnterschriftDie Unterschrift des alten Bischofs ist extrem krakelig, anders die Unterschrift Heinrichs auf einer Urkunde aus dem Bestand des Dillinger Stadtarchives, die Heinrich als Enddreißiger zusätzlich mit seinem Siegel unterfertigte: 

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Die Zeiten am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges waren turbulent, der Protestantismus stellte den Zusammenhang des Reiches in Frage; auch auf dem Boden von Heinrichs Bistum (nicht jedoch auf dem Gebiet des Hochstiftes) waren einige prominente protestantische Ortschaften: die Reichsstädte Augsburg und Donauwörth seien hier als hervorragende Beispiele genannt.  Das Verhalten des glühenden Gegenreformators Heinrich im Donauwörther Kreuz- und Fahnengefecht machte die Lage nicht leichter und schon begann sich das Reich langsam zu spalten zwischen der 1608 im nördlichsten Schwaben gegründeten Protestantischen Union und der im Jahr darauf gegründeten Katholischen Liga.

Für Dillingen bedeutete Heinrichs Herrschaft zunächst den Bau der Studienkirche, in der er auch beigesetzt ist. Das Grabdenkmal befindet sich ganz vorne rechts, gegenüber dem Epitaph für Kardinal von Waldburg:

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Der Bau der Basilika fällt ebenfalls in Heinrichs Herrschaft, wurde jedoch nicht von ihm in dem Maße finanziert, wie es bei der Studienkirche der Fall war.

Die Unterstützung der Jesuiten auch in Neuburg, die Finanzierung der Katholischen Liga während des Dreißigjährigen Krieges und der Ausbau der Universität erhöhten die Schulden des Hochstiftes, der allein durch den Wiederaufbau des fast gänzlich abgebrannten Dillinger Schloßes schon extrem belastet war, auf gut anderhalb Millionen Gulden. Zum Vergleich: Der Bau des Haunsheimer Schloßes kostete Zacharias Geizkofler zu jener Zeit ca. 16.000 Gulden, ein großes Bürgerhaus, wie man es in der Königstraße heute findet, kostete damals 4.000 bis 5.000 Gulden.

Daß der Hochstift nicht gänzlich bankrott ging, ist Heinrichs Nachfolger zu verdanken: der 16jährige Sigismund Franz von Habsburg beglich die Schulden des Hochstifts aus seiner Privatschatulle.

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